„Humanoid City“ – Topplätze in vielen Ländern und eine weitere Frage... Zurück zu Tokio Hotel: wir führen hier seit einer kleinen Weile eine wirklich schöne Diskussion über Erfolg und Misserfolg, Mediennutzen und Medienmissbrauch, Perspektiven in In- und Ausland der Herren aus Magdeburg und nutzen den berechtigten Hinweis einiger Fans und des Labels - dass die aktuelle Live-DVD "Humanoid City" nicht nur bei uns doppelt und in Frankreich sowieso, sondern darüber hinaus in weiten Teilen Europas und wiederum darüber hinaus etwa in Malaysia sowie (war irgendwie klar) in Mexiko ziemlich erfolgreich verkauft wird - zu weiteren Überlegungen rund um die bislang aufgeworfenen Sachfragen.
Zu diesen Überlegungen führt auch die Beschäftigung mit einer Reihe anderer Stars, Stars, die gut im Rennen zu sein scheinen und andere, die Phasen ihrer Karriere durchleben, die als schwierig zu bezeichnen sind: Fans fühlen sich eigentlich immer von den Medien insgesamt missverstanden oder sogar verfolgt und verraten. Es scheint sich hier um etwas Grundsätzliches zu handeln, das immer und an ganz unterschiedlichen Stellen passiert. Was meint ihr dazu? Und kann man das mit uns, die wir ja Teil der Medien sind, überhaupt ausdiskutieren?
Eine zweite Sache, die wir auch bei anderen Stars, die international erfolgreich sind, erfahren, sollte in diesem Zusammenhang vielleicht auch noch angemerkt werden: internationale Karrieren lassen sich so gut wie nie einfach zum nationalen Erfolg addieren, sie beeinflussen ihn oft und auf bemerkenswerte Weise. Das führt so weit, dass ein und dieselbe Band in unterschiedlichen Ländern aus ganz unterschiedlichen Gründen erfolgreich ist, dass sie in verschiedenen Ländern unterschiedliche Fanmilieus anspricht, und wenn man davon ausgeht, dass eine Karriere von einem Management gezielt gesteuert werden kann, kann durchaus passieren, dass am ursprünglichen Publikum strategisch vorbeigeplant wird.
Einzwei Beispiele: die Sugababes, zu einer Zeit gegründet, in der man in Managementkreisen noch an Girlgroups glaubte, war zunächst bei uns, in Festlandeuropa, auffallend erfolgreich. In England schien man mit dem Ergebnis nicht besonders zufrieden, warf eines der Mädels raus und ersetzte es durch die in Großbritannien hinlänglich bekannte Heidi Range, und zwar auf die Gefahr hin, dort, wo die Gruppe sehr populär war, Fans zu enttäuschen. Und genau das passierte. Allerdings ging die Rechnung insgesamt auf, die Sugababes wurden in England immer populärer, in Resteuropa konnten sie ihren anfänglichen Erfolg nicht so schnell wieder-, mussten sich eher erholen.
Ein anderes Beispiel: Marit Larsen. Der Norwegerin gelang vor vier Jahren daheim mit Liedern der Durchbruch, die hier keine vergleichbare Popularität genießen, gleichzeitig war "If A Song Could Get Me You" ein Lied, das hierzulande enorm abräumte, in unsere Gehörgänge gespült wurde und so überzeugend ankam, dass es das Lied ist, mit dem Marit Larsen bei uns und in vielen anderen Länder für lange Zeit identifiziert wird. In Norwegen hat sie die meisten ihrer Fans mit komplett anderen Liedern gewonnen, und das hat natürlich Auswirkungen auf den Fortgang ihrer Karriere.
Die wenigen wirklich international erfolgreichen Gruppen aus Deutschland kennen das alle: Rammstein etwa kann auf dutzende von Arten gelesen werden. Die Musiker haben schon berichtet, wie sie bei Konzerten in Russland alte kommunistische Kader mit Deuschwörterbüchern im Publikum sahen, woanders verursachen sie eher den aufregenden Grusel beim Anblick des Bösen und hier in Deutschland gibt es alles, die alten Fans, die sich noch an die Punkzeit zu erinnern glauben bis zu den Mahnern, die halt mahnen. Auch Scooter kann von massiven Wahrnehmungsdifferenzen berichten und die Scorpions sind geradezu berühmt dafür, daheim verkannt und woanders über Jahrzehnte herzlich geliebt zu werden.
Man kann also davon ausgehen, dass Tokio Hotel in einem anderen Land anders wahrgenommen wird, andere Gruppen anspricht, einen anderen Hype auslöst oder andere Formen von Ablehnung erfährt - irgendwie also nicht dieselbe Band ist. So ein Musikermanagement ist dafür verantwortlich, an Strategien zu arbeiten, die vielversprechendsten Käufergruppen anzusprechen usw. Mal vorausgesetzt, dass Tokio Hotel ebenfalls Strategien verfolgt (und das wisst ihr alle), unsere letzte Frage an die versammelte Expertenrunde: Hattet ihr in den letzten 1-2 Jahren das Gefühl, dass für den internationalen Erfolg etwas in Deutschland vernachlässigt oder aufgegeben wurde? Es interessiert uns wirklich, über eine oder zwei Einblicke in
Fanperspektiven (egal woher) würden wir uns sehr freuen.
Source :- Spoiler:
http://www.elixic.de/Tokio-Hotel/musik-news/Humanoid-City---Topplaetze-in-etlichen-Laendern.html